Dienstag, 19. Oktober 2010

Warum es gut ist, sich bei Facebook anzumelden

Achtung Gegner von Facebook: Hier kommt die praktische Anleitung für euch, die ihr nicht wollt, dass andere über euch was per Facebook erfahren. Es ist ganz einfach - und wer das alles nicht lesen möchte, scrollt einfach zum Ende des Blogeintrags.
Ich muss ein bisschen ausholen. Die brillante Idee kam mir nach dem Lesen eines Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung - bekannt für journalistische Enthüllungsgeschichten im Bereich Internet. Die FAS deckte eine schwerwiegende Sicherheitslücke bei Facebook auf und gab dem Ganzen eine völlig sachliche Überschrift: "Spionieren mit Facebook" .

In bester Boulevard-Manier wird mit einem Beispiel gearbeitet, um die Ungeheuerlichkeit zu beschreiben: Barbara L. ist die Protagonistin. Leute, da gehören wenigstens noch ein paar Facts wie Alter und Beruf dazu - unverzeihlicher Anfängerfehler. Der schlaue FAS-Kollege hat ihre E-Mail-Adresse (woher eigentlich?) und meldet sich mit dieser bei Facebook an. Und jetzt? Schon "ein paar Klicks später" taucht eine Liste mit 20 Facebookern inklusive Fotos auf , die mit Barbara L. im Kontakt stehen könnten.
Dann wird Barbara L. mit der Liste konfrontiert. Diese Szene hätte ich mir nun als Video gewünscht - mit bedrohlicher Musik und einer Off-Stimme - am besten im SpiegelTV-Format oder noch besser: Akte2010 - Reporter decken auf. Barbara L., die nie bei Facebook war, erkannte 18 der 20 Personen wieder. "Gruselig" fand sie das.
Der Grund ist ein sehr einfacher: Facebook lässt neue Nutzer erstmal loswerkeln, bevor diese ihr Facebook-Konto bestätigen - durch das Klicken eines Links in einer E-Mail, die Facebook automatisch an die angegebene E-Mail-Adresse schickt. Offenbar hat Barbara L. genug Freunde bei Facebook, die ihr E-Mail-Adressbuch zu Facebook hochgeladen haben - inklusive der Adresse von Barbara L.
Nicht falsch verstehen: Die FAS hat selbstverständlich recht, das ist eine Sauerei. Es wäre für Facebook ein Leichtes alles so zu programmieren, dass Neulinge erst loslegen können, wenn sie den Link in der Mail zur Authentifizierung geklickt haben.
Bis dahin also gut und richtig, der Artikel könnte mit dem üblichen Spruch "keine Stellungnahme von Facebook" enden, doch jetzt legt die FAS erst richtig los: Bestätigung der These mit weiteren E-Mail-Adressen und dann das ganz große Kino: der Hamburger Datenschützer ("Hinter dem Rücken der Betroffenen"), später die Justizministerin  ("schärfere Datenschutzregeln") und zwischendrin die Verbraucherschutzministerin ("Geradezu grotesk"). Ich glaube, Frau Aigner kann man mitten in der Nacht wecken, ihr das Wörtchen Facebook ins Ohr flüstern und der Sprachroboter legt los "Privatsphäre, fragwürdige Praktiken, Datenschutz, Profitstreben" und so weiter. Unerträglich, diese Dame.
Der Clou: Zum Schluss will die FAS auch noch nutzwertig werden und erklärt, wie einmal hochgeladene E-Mail-Adressen wieder gelöscht werden können. Barbara L.wäre damit aber nur geholfen, wenn das alle ihre Freunde machen und kein neuer sein Adressbuch hochlädt. Eher unwahrscheinlich.

Der wahre NUTZWERT kommt von mir: Barbara L. soll sich einfach mit ihrer E-Mail-Adresse bei Facebook anmelden. Fertig. Dann hat sie ein Profil, in dem nichts steht. Auch nicht, mit wem sie befreundet sein könnte. Keiner kann was über sie erfahren. Aber auf sowas Simples kommen die Hornbrillen-Träger aus Frankfurt nicht.


1 Kommentar:

Tomas hat gesagt…

Ich bin der Meinung, dass wenn jemand zu viel Angst hat, dass andere Leute etwas über einen erfahren könnten, dann sollte man sich erst gar nicht dort anmelden. Ansonsten sollte man einfach der Sache locker entgegensehen und einfach nicht alle seine privaten Daten preis geben.

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